Bernhard Schlink – Der Vorleser

Und wieder ein Buch gelesen, Wahnsinn! Lesen kann ja richtig Spass machen.

Der Vorleser ist eine Geschichte über einen Jugendlichen, der in seinem pubertären Entdeckungsdrang eine Liebesbeziehung mit einer Mitte-Dreissigerin führt. Bis diese vom einen Tag auf den anderen verschwindet. Jahre später trifft er sie wieder, im Gerichtssaal. Er als Jurastudent, sie als Angeklagte, als Aufseherin des Konzentrationslager Auschwitz für den Tod von hunderten Juden auf den Todesmärschen teilweise schuldig zu sein.

Zentral ist Frage des Schuld. Ist man schuldig, auf Befehl etwas Unrechtes zu tun? Geläufig ist der Spruch: “Schuld ist nicht nur derjenige, der das Unglück anrichtet, sondern auch derjenige, der es nicht verhindert”. Unter allen Umständen? Auch unter dem Einsatz seines eigenen Lebens?

Daran anschliessend wirft Schlink die Frage nach der Lebenslüge auf. Ähnlich wie Henrik Ibsen in seiner “Wildente”, was es Wert ist, eine Lebenslüge aufrecht zu erhalten? Und wieder unter welchen Umständen?

Das Buch wurde harsch kritisiert, den Verbrechen des dritten Reiches ein humanes Antlitz zu verleihen. Ich kann diese Kritik teilweise nachvollziehen, die Protagonistin wirkt auf den Leser zwar etwas seltsam und verschlossen, aber keineswegs unsympathisch.

Interessant auch, wie Schlink mit dem Sprachstil spielt. Von kurzen, trivialen Sätzen bis hin zu poetischen Ausschmückungen und einer Komplexität Marke Heinrich von Kleist, je nach Situation.

Ich kann dieses Werk nur weiterempfehlen.

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